Wege aus dem Leid

Die Praxis

Vom Symptom zur Ursache

Eine junge Frau erzählte mir kurz vor Abschluß ihrer Therapie, dass eine Freundin sie gefragt habe, was sie denn in der Therapie gemacht habe, und was ihr geholfen habe, ihre doch massiven Symptome zu verlieren und ihr Leben dann wieder selbstbestimmt gestalten zu können. Sie habe keine Idee, wie sie ihr dies zusammengefasst erklären könne. Ich machte ihr den Vorschlag: “Sagen Sie Ihrer Freundin doch einfach, wir haben hier Geschichten erzählt.” 

Sie schaute mich zunächst erstaunt an und lächelte dann zustimmend. „Genau“, meinte sie, „wir haben Worte gefunden für das Schreckliche, das verborgen war und für das es bislang keine Worte gab. Daraus sind nun Geschichten geworden, die man heute erzählen und betrauern kann und die jetzt vorbei sind…..“

Menschen suchen therapeutische Hilfe, weil es ihnen nicht gut geht, d. h., weil sie an Symptomen leiden, die sie selbst spüren oder an Verhaltensweisen, die sie eigentlich gar nicht wollen und trotzdem tun und die für die Umwelt häufig belastend oder unzumutbar sind. Für diese Symptome gibt es Ursachen, die manchmal offensichtlich sind, häufig aber sind sie verborgen und man hat keinen direkten Zugang zu ihnen. Diese Ursachen liegen entweder in Traumatisierungen (schwere, nicht verarbeitete seelische Verletzungen in der Vergangenheit) oder manchmal auch in daraus resultierenden Bewältigungsversuchen, die heute oft zu noch größeren Problemen und Konflikten führen und auch nicht richtig verstanden werden.

Symptome können sehr belastend sein, so beispielsweise Angststörungen, Zwangserkrankungen, körperliche Beschwerden ohne organische Grundlage, Depressionen, Essstörungen u. a., oder sie können die Lebensgestaltung dahingehend einschränken, dass die Wahrnehmung des eigenen Körpers, der Gefühle oder auch des eigenen Handelns eingeschränkt ist und daraus Fehlleistungen oder fehlerhafte Entscheidungen resultieren, häufig mit fatalen Konsequenzen für die betroffenen Menschen.

Schwerpunkt meiner Arbeit ist eine traumazentrierte Psychotherapie, ein auf Ursachen hin  gerichtetes therapeutisches Vorgehen mit der Absicht, die symptomverursachenden Traumatisierungen oder Konflikte aufzudecken. So können diese dann bearbeitet und aufgelöst werden, d. h., Wunden können gefunden und dauerhaft geheilt werden. Dieser Ansatz zielt letzten Endes auf Heilung und nicht nur auf Symptomminderung.

Hierzu gehört auf der Seite des Patienten natürlich auch der Mut und die Bereitschaft, wirklich hinzuschauen und sich  nicht nur mit gegenwärtigen Symptomen, sondern auch mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Denn nur ein wirklich gutes Verstehen der eigenen Biographie und der daraus entstandenen Prägungen macht nachhaltige Veränderungen  erst möglich.

Ich habe die Möglichkeit, psychotherapeutische Leistungen über die Kassenärztliche Vereinigung mit den gesetzlichen Krankenkassen abzurechnen. Psychotherapie gehört zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung, sofern eine psychische Erkrankung vorliegt, gekennzeichnet durch psychische Beschwerden. Psychotherapie ist eine genehmigungspflichtige Leistung, d. h., vor Beginn der Therapie ist die Kostenzusage der Krankenkasse erforderlich.

Ich führe keine Warteliste, weil es in bestimmten Situationen keinen Sinn macht,  jemanden warten zu lassen, da hierdurch manchmal mit einer Verschlimmerung zu rechnen ist.

Fragen im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, den Möglichkeiten und den Bedingungen zur Aufnahme einer Psychotherapie kläre ich mit den Patientinnen / Patienten in einem ersten Vorgespräch (sogenannte “Psychotherapeutische Sprechstunde”), welches  in der Regel kurzfristig terminiert werden kann.

Hier noch einige Anmerkungen zum Erstgespräch:

Für eine Therapie ist es notwendig, sich realistische Ziele zu setzen. Eine Zielsetzung ist eine individuelle Handlung und kann nicht von außen bestimmt werfen. Der Mensch muss sich entscheiden, was er will und was er nicht will. Somit ist es nicht ausreichend, lediglich eigenes Leid zu beschreiben, sondern es ist wichtig, sich zu entscheiden was sich verändern soll.

Im Erstgespräch einer Therapie müssen diese Dinge diskutiert und Therapieziele festgelegt werden. Es stellt sich beispielsweise die Frage, ob der Betroffene neue Verhaltensweisen erlernen und trainieren will, oder ob es ihm darum geht, bestimmte Symptome hinsichtlich ihrer Ursachen besser zu verstehen und dadurch die Voraussetzungen zu schaffen, diese abzubauen. Sollen traumatische Erinnerungen aufgearbeitet oder Konflikte in der derzeitigen Lebensgestaltung gelöst werden, geht es um Trauerbewältigung oder um die Entwicklung eines neuen Lebensplans? Diese Ziele müssen definiert und festgelegt werden, können allerdings auch während der Therapie noch modifiziert werden. 

Ohne Ziele, die selbst verantwortet und aktiv angestrebt werden, ist ein sinnvoller und effizienter Veränderungsprozess nicht möglich. Meine Erfahrung über viele Jahre hat mir immer wieder bestätigt, dass diejenigen am meisten von einer Therapie profitieren und am schnellsten vorankommen, die sich bereits im Vorfeld Gedanken darüber gemacht haben, woran sie arbeiten möchten, und die ihre eigenen offenen und bislang ungelösten Fragen, ihre Vorstellungen und ihre Ziele zum Erstgespräch mitbringen.

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